VCD Baden-Württemberg, Presseinformation Nr. 26/2015, Stuttgart, 7. Oktober 2015
Fortschreibung Regionalverkehrsplan Region Stuttgart
Verkehrsclub fordert neue Bewertungsmethodik bei Straßenbau – bisherige Methodik konterkariert gewollte Verkehrsverlagerung von der Straße zu Umweltverbund
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert angesichts der Fortschreibung des Regionalverkehrsplans und der dort vorgenommenen Bewertung der Bundesfernstraßenprojekte eine neue Methodik zur Ermittlung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses: „Während bei ÖPNV-Maßnahmen die Verkehrsverlagerung vom Straßen- zum Schienenverkehr meist das wesentliche Element für die Nutzenbestimmung ausmacht, wird bei Straßenbaumaßnahmen der Verlagerungseffekt vom Schienen- zum Straßenverkehr durch den Straßenneubau völlig ausgeblendet“, kritisiert VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb die bisherige Bewertungsmethodik für den Straßenbau.
Deshalb sei es auch nicht verwunderlich, dass es im Rahmen des Regionalverkehrsplans nicht gelänge, den Anteil des Individualverkehrs bei den Prognoseberechnungen nennenswert zu verlagern: Die Fahrzeitverkürzung durch neue Straßen sei bedeutend größer als die Verbesserung, die im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vorgesehen sei, beklagt der VCD. Damit würden Fahrgäste von der Schiene wieder auf den Individualverkehr verlagert, was in der Nutzen-Kosten-Berechnung des Straßenverkehrs positiv einfließe, bei einer Bewertung für eine ÖPNV-Maßnahme aber den Nutzen des ÖPNVs mindere und die Kosten für diesen aufgrund fehlender Fahrgäste erhöhe, beschreibt Lieb die falsche Methodik.
Die Auswertung der bisher veröffentlichten Daten zu den Szenarien durch den VCD habe ergeben, dass mit den untersuchten Maßnahmen die Durchschnittsgeschwindigkeit im Straßenverkehr von 61,4 km/h auf 64,6 km/h, im ÖPNV aber nur von 48,0 km/h auf 48,6 km/h ansteige (jeweils Bezugsszenario und Szenario C3). Dies zeige aus VCD-Sicht, dass die Maßnahmen des Regionalverkehrsplans überwiegend den Straßenverkehr fördern würden und damit zu wenig Anreize geschaffen würden, um Verkehrsverlagerungen auf den Umweltverbund zu bewirken. Auch der rückläufige Radverkehrsanteil bestätige den falschen Methodenansatz, erklärt der VCD.
Der VCD fordert deshalb eine neue integrierte Methodik für die Aufstellung von Nutzen-Kosten-Betrachtungen und Regionalverkehrsplänen, die die Auswirkungen von Straßenbaumaßnahmen auf andere Verkehrsträger nicht nur in Verkehrsmengen, sondern auch in Nutzen-Kosten-Betrachtungen berücksichtigt.